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NORAH-Studie vorgestellt

Flughafen Frankfurt: Gesamtergebnisse der NORAH-Studie vorgestellt

Gesundheitlichen Risiken durch Fluglärm geringer als bisher angenommen

Frankfurt, 29. Oktober 2015: Die gesundheitlichen Risiken durch Fluglärm sind minimal und damit geringer als bisher angenommen. Das ist das Gesamtergebnis der heute in Frankfurt vorgestellten sogenannten NORAH-Studie („Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health“). So konnte die der Studie zu Grunde liegende Ausgangsthese eines Wirkzusammenhangs zwischen Fluglärm und einer Gesundheitsgefährdung durch Blutdruckerhöhung nicht bestätigt werden, zudem wurde für die Gesamtgruppe kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Belastung durch Fluglärm und dem Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko festgestellt. Die Gesundheit der Flughafen-Anwohner wird demnach durch den Luftverkehr generell nicht signifikant beeinträchtigt. Diese neuen und von bisherigen Studien abweichenden Ergebnisse sind durch die hohen wissenschaftlichen Standards der Studie, zu denen umfangreiche Qualitätskontrollen gehörten, besonders gesichert.

Ziel der NORAH-Studie war es, eine möglichst umfassende und wissenschaftlich abgesicherte Beschreibung der Auswirkungen des Lärms vom Flug-, Schienen- und Straßenverkehr auf die Gesundheit und Lebensqualität der betroffenen Wohnbevölkerung zu erhalten. Die auf dieser Grundlage heute vorgestellten wissenschaftlich sehr validen Ergebnisse zeigen dabei im Vergleich zu früheren wissenschaftlichen Annahmen bemerkenswerte neue Erkenntnisse: Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern und auch im Vergleich zu früheren Studien ergab die NORAH-Studie insgesamt die geringsten Risikoerhöhungen durch Fluglärm. Zudem waren diese Risikoerhöhungen, entgegen früherer Annahmen, überwiegend nicht signifikant.
„Neue Basis für sachlichen Dialog in der Region“

Schulte: „Die Ergebnisse der NORAH-Studie sind für uns alle ermutigend und bieten eine neue Basis für den sachlichen Dialog in der Region, um darüber auch das Belästigungsempfinden weiter zu reduzieren. Sie zeigen, dass Anwohnerinnen und Anwohner des Flughafens aufgrund des Flugbetriebs keine Angst um ihre Gesundheit haben müssen“, sagte Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG. „Die Ergebnisse zeigen zudem: Die gemeinsamen freiwilligen Anstrengungen zum Lärmschutz, die wir mit allen Beteiligten aus Politik und Luftverkehrswirtschaft unternommen haben, setzen an den richtigen Stellen an – und wirken. An diesem erfolgreichen Weg werden wir auch unverändert festhalten. Mein persönlicher Dank gilt allen beteiligten Wissenschaftlern, Studienteilnehmern und Förderern dieser Studie, die in Unabhängigkeit, Untersuchungsumfang und Qualität neue Maßstäbe setzt.“

Die jetzt vorliegenden fundierten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Verkehrslärm müssen in den kommenden Wochen und Monaten detailliert bewertet werden. Die dritte “Internationale Konferenz Aktiver Schallschutz – ICANA“, die vom 12. bis 13. November 2015 in Frankfurt stattfindet, bietet eine geeignete Plattform, um mit internationalen Experten die Ergebnisse weiter zu vertiefen.

Auswirkungen insgesamt sehr gering, keine Ursache-Wirkungsbeziehung zwischen Fluglärm und Blutdruckerkrankungen: Neben der Untersuchung der Auswirkungen von Straßen-, Schienen- und Luftverkehrsgeräuschen auf die Bevölkerung wurde im Rahmen von NORAH auch untersucht, welchen Einfluss die Änderungen des Flugbetriebs am Frankfurter Flughafen im Herbst 2011 auf die Gesundheit und Lebensqualität der Umlandbevölkerung haben. Damals war auch das Nachtflugverbot von 23-5 Uhr eingeführt worden.

Die heute vorgestellten Ergebnisse stammen aus den Modulen I und II der NORAH-Studie und beleuchten die Aspekte Lebensqualität, Krankheitsrisiken, Blutdruckmonitoring und Schlafqualität. Die Ergebnisse des Moduls III, das sich mit der Entwicklung von Kindern beschäftigte, wurden bereits im Herbst 2014 vorgestellt.

In den einzelnen Modulen ergaben sich klare Erkenntnisse:

Modul I (Belästigung und Lebensqualität): Die Lebensqualität der Menschen in der Rhein-Main-Region ist insgesamt hoch, teils sogar höher als im Bundesdurchschnitt und unabhängig vom Fluglärmpegel. Allerdings fühlen sich die Studienteilnehmer stark durch Fluglärm belästigt. Die Studienergebnisse legen jedoch den Schluss nahe, dass das Belästigungsempfinden nur in geringem Maß vom Lärmpegel und damit von der Anzahl der Flugbewegungen beeinflusst wird, sondern vielmehr stark von subjektiven Faktoren der Befragten abhängt. Diese Faktoren umfassen etwa die Erwartungen an zukünftige Lärmsituationen, das Vertrauen in die Lärmverantwortlichen oder die bewertete Nützlichkeit des Luftverkehrs. Vereinfacht gesagt: Weniger Flugbewegungen würden nicht zu einem geringeren Belästigungsempfinden führen. Hingegen würde ein ausgewogener und sachlicher Dialog auf Basis der nun vorliegenden Erkenntnis eine gute Plattform bieten, das gegenseitige Vertrauen zu erhöhen und damit das Wohlbefinden der Menschen zu steigern.

Modul II (Gesundheit): Die Studienergebnisse zeigen insgesamt, dass die Risiken von Fluglärm für die Gesundheit minimal sind. Sie bleiben ein Vielfaches hinter Größenordnungen zurück, die in früheren Studien gefunden wurden, und sind damit geringer als von vielen befürchtet. Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern (Straße, Schiene) und auch im Vergleich zu früheren Studien zeigten sich weitestgehend die geringsten Erhöhungen gesundheitlicher Risiken durch Fluglärm.

So ergab sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen erhöhtem Blutdruck und Fluglärm, auch nicht in den höheren Pegelklassen. Eine Risikoerhöhung für Schlaganfälle wurde ebenso wenig festgestellt wie eine Erhöhung der Herzfrequenz durch eine Belastung durch Fluglärm. Zudem wurde generell auch kein signifikanter Zusammenhang zwischen Fluglärm und dem Herzinfarktrisiko festgestellt. Insgesamt hat sich damit die zentrale Forschungshypothese der Studie – eine Ursache-Wirkungskette zwischen Fluglärm, Blutdruckerhöhung und daraus resultierenden Krankheiten – nicht bestätigt.

Die Studie hat insgesamt einen Zusammenhang zwischen allen drei Verkehrslärm-Arten (Flug-, Straßenverkehrs- und Schienenverkehrslärm) und der Diagnose einer depressiven Episode festgestellt. Die spezifischen Risikofaktoren für Depressionen wurden in der Studie allerdings nicht berücksichtigt. Den Schluss, wonach Verkehrslärm im Sinne eines Auslösers für das Entstehen der Erkrankung verantwortlich wäre, ist in dieser Form daher nicht aus den Studienergebnissen ableitbar.

Die Wissenschaftler untersuchten zudem die Schlafqualität in der Rhein-Main-Region – und zwar sowohl subjektiv auf Basis von Befragungen als auch objektiv durch medizinische Untersuchungen. Wesentliche Erkenntnis: Die Schlafqualität im Flughafenumland ist insgesamt hoch und vergleichbar mit unbelasteten Gebieten. Die Einführung des Nachtflugverbots hat eine deutliche Entlastung in den Nachtstunden zur Folge. Der Schlaf hat sich subjektiv gesehen insgesamt verbessert. Die Fokussierung des nächtlichen Flugbetriebs auf die Randstunden hat auch nicht zu einem Anstieg von Schlafstörungen, insbesondere nicht zur Beeinträchtigung des Einschlafens oder zu einem häufigen oder verfrühten Erwachen geführt.

Allerdings zeigte sich auch bei diesem Modul, dass die persönliche Einstellung zum Thema Fluglärm Auswirkungen haben kann: So weisen die Wissenschaftler nach, dass eine negative Einstellung zum Flugverkehr zu einer Verkürzung der Tiefschlafphasen und damit zu einer Verringerung der Schlafqualität führt.

Modul III (Lebensqualität von Kindern): Die Ergebnisse aus dem Modul im Herbst vergangenen Jahres zeigten, dass die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder und das Wohlbefinden von Kindern und Eltern an allen untersuchten Standorten hoch sind. Fluglärm hat keine Auswirkungen auf die Ausprägung sogenannter Vorläuferfähigkeiten, die Grundschulkinder zur kognitiven Weiterentwicklung benötigen. Damit konnte auch hier eine zentrale Forschungshypothese nicht bestätigt werden. Messbar ist allerdings ein vergleichsweise geringer Einfluss auf die Leseleistung. Deutlich stärker wirken andere Faktoren, wie beispielsweise sozioökonomische Einflüsse oder unterrichtliche Rahmenbedingungen.

„Schallschutzengagement wirkt, Akzeptanz des Luftverkehrs weiter verbessern“

Schulte: „Die Menschen in der Region sind uns wichtig. Es ist unser klarer Anspruch, ihnen auch künftig ein verantwortungsvoll handelnder Partner zu sein. Dank der Ergebnisse der Studienmodule wissen wir, woran wir in Zukunft arbeiten müssen“, so Fraport-Vorstandschef Schulte. „Sie zeigen: Schallschutz wirkt. Sie zeigen auch: Mit dem Fluglärmschutzgesetz liegt ein Gesetzeswerk vor, das bereits umfänglich alle schutzbedürftigen Pegelbereiche abdeckt, die in der Studie als relevant beschrieben wurden. Weitere Regulierungen und Beschränkungen sind deshalb nicht nur unnötig, sondern auch nicht zielführend. Vielmehr muss es jetzt darum gehen, wieder zu einem vertrauensvollen Umgang miteinander zurückzufinden. Gerade weil das Belästigungsempfinden der Menschen wesentlich von subjektiven Faktoren abhängt, sind die jetzt vorliegenden beruhigenden Ergebnisse so wichtig. Sie könnten helfen, die Ängste, die sich in der seit über 30 Jahren hoch-emotional geführten Diskussion um den Flughafenausbau angestaut haben, zu lindern. Als Fraport wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern aus Politik und Luftverkehrswirtschaft und unseren Nachbarn den erfolgreichen Weg beim Lärmschutz fortführen, um das Vertrauen in unser hohes Engagement und damit die Akzeptanz des Luftverkehrs in der Region weiter zu erhöhen.“

Zum Schallschutz-Engagement: Fraport und seine Partner sind seit vielen Jahren internationale Vorreiter beim aktiven und passiven Lärmschutz. Umfangreiche Informationen zu den Schallschutz-Maßnahmen am Flughafen Frankfurt finden Sie im Internet: http://www.fraport.de/de/nachhaltigkeit/schallschutz-fluglaerm/schallschutz.html

Zur NORAH-Studie: Die NORAH-Studie („Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health“) wurde seit April 2011 von einem Konsortium unabhängiger Wissenschaftler durchgeführt. Ihr Ziel ist es, eine möglichst repräsentative und wissenschaftlich abgesicherte Beschreibung der Auswirkungen des Lärms vom Flug-, Schienen- und Straßenverkehr auf die Gesundheit und Lebensqualität zu geben. Auftraggeber der Studie ist die gemeinnützige Umwelthaus GmbH, die zu 100 Prozent dem Bundesland Hessen gehört. Nachdem im November des letzten Jahres die Ergebnisse des Teilmoduls III (Einfluss von Fluglärm auf die Lebensqualität und die geistige Entwicklung von Schulkindern) vorgestellt wurden, folgten heute die Ergebnisse zum Einfluss von Lärm auf die allgemeine Lebensqualität von Menschen (Modul I) und die Erkenntnisse zum Einfluss auf die Gesundheit (Modul II). Weiterführende Informationen finden Sie auf der Webseite des UNH: http://www.laermstudie.de/
oder auf der Webseite der Fraport AG: http://www.fraport.de/norah

Quelle: Fraport AG

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